Über den Designer Frank Link, Mod’el und seine Arbeit im Verein – ein Interview

In der Schneiderei Mod'el Frank Link

In der Immanuelkirchstraße in Prenzlauer Berg-Berlin befindet sich eine kleine Schneiderei, die sich von außen als Änderungsschneiderei ausgibt. Und auch wenn man hier Hosen, Blusen oder Röcke zum Ändern abgeben kann, verbirgt sich hinter der Ladentür noch einiges mehr als eine gewöhnliche Schneiderei.

Hier arbeitet ehrenamtlich der Designer Frank Link. Seine kreativen Entwürfe für sein Label Mod’el werden vor Ort in Zusammenarbeit mit teils behinderten Gesellen und Lehrlingen angefertigt und verkauft. Auf seine Mode wurde ich auf der letzten Berlin’s Night of Fashion im Januar aufmerksam. Mir haben die Blusen und Röcke mit den verschieden farbigen Stoffstreifen auf dem Catwalk so gut gefallen, dass ich Frank Link und sein Team in seinem Atelier vergangene Woche einen Besuch abgestattet habe. Dabei nutze ich die Gelegenheit, um Frank Link einige Fragen über ihn, sein Label und den Verein zu stellen.

Interview mit Frank Link

Lieber Frank, bitte stell dich doch kurz vor.

Ursprünglich komme ich aus Leipzig, wo ich das Handwerk des Schneiders gelernt habe. Weil die beruflichen Möglichkeiten als Schneider damals in Leipzig nicht so aussichtsreich waren, zog es mich gleich nach der Lehre nach Berlin. Das war vor ungefähr 12 Jahren. Ich eröffnete eine kleine Boutique und verkaufte dort meine selbst designten Hüte und Couture-Abendroben. Doch auch in Berlin war der Konkurrenzkampf sehr hoch und ich musste meinen Laden leider schließen. Seit 2012 stelle ich einige meiner Designideen dem Verein „Fördern durch Spielmittel e.V.“ zur Verfügung, für den ich ehrenamtlich arbeite und welche von Mod’el unterstützt wird. Nebenbei designe ich auch Kleidungsstücke und Kostüme für einige Shows des Robinson Clubs.

Was ist das besondere an Mod’el?

Alle Kleidungsstücke von Mod’el werden in unserer Schneiderei einzeln von Gesellen und Lehrlingen angefertigt, die mit und ohne Behinderungen gemeinsam arbeiten. Die einzelnen Designs meiner Kleidungsstücke werden im Team besprochen und die Lehrlinge haben die Möglichkeit, ihre Ideen miteinfließen zu lassen. Wir alle fertigen hier in der Schneiderei individuelle Modelle an, die Unikate oder Kleinstauflagen sind.

Auf der 7. Berlin’s Night of Fashion habe ich Mod’el das erste Mal gesehen. Mir hat Ihre Mode sehr gut gefallen. Wie kam es zu der Teilnahme?

Wir als Verein veranstalten des Öfteren Modenschauen. Da dieses immer mit einigen Kosten verbunden ist, haben wir Gelder beantragt, eine Modenschau zur Berlin Fashion Week veranstalten zu können. Die BNOF bot sich dabei an und wir würden dann von Aktion Mensch gesponsert. Als wir die Zusage erhielten, haben mein Team und ich innerhalb von ungefähr zwei Wochen die 15 Outfits extra nur für die Veranstaltung geschneidert.

Erzähl doch mal etwas über diese Kollektion.

Oberstes Ziel von Mod’el ist es, individuelle Bekleidung für individuelle Menschen zu erstellen. Die leichten Blusen aus Wolle-Polyester und Röcke aus Taft sind Farblich so abgestimmt, dass man sie untereinander kombinieren kann. So kann man sich sein Lieblingsoutfit individuell zusammenstellen. Die Inspiration der Kollektion und ganz besonders für die Männerhosen kam aus Griechenland. Es ist einfach ein wunderschönes Land.

Was genau bedeutet für dich die Arbeit im Verein?

Die Arbeit in der Schneiderei, welche vom „Fördern durch Spielmittel e.V.“ unterstützt wird, bedeutet mir sehr viel. Es macht großen Spaß mein Können jungen Menschen weiterzugeben und sie mit meinem Team auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vorzubereiten. Die Schneiderei ist im gewissen Maße ein Vorbild für andere kleine Betriebe geworden, da wir Menschen mit Einschränkungen, aber auch mit besonderen Fähigkeiten nicht ausgrenzen. Hier lernen sie ihre Begabungen kennen zu lernen und zu nutzen. Sie sind von Anfang an dabei – von den Entwürfen der Kleidung bis hin zum Verkauf bekommen sie alles Beigebracht, was sie als Schneider wissen müssen.

Wo kann ich eure Kleidungsstücke kaufen?

Alle Kleidungsstücke kann man bei uns im Laden erstehen und sie natürlich auch gleich anprobieren. Sollte etwas nicht richtig passen, können wir es vor Ort gleich ändern. Aber auch über DaWanda kann man unsere Kleidung beziehen. Dort gibt es gerade auch die Kollektion zu kaufen, die wir auf der Berlin’s Night of Fashion präsentiert haben. Im Übrigen ist es so, dass der Erlös der Kleidung der Schneiderei und dem Verein zu Gute kommt. Wer also Produkte von Mod’el kauft, unterstützt unsere Arbeit.

Vielen Dank für das schöne Interview.

PS: Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen und schlüpfte in eines dieser tollen Outfits. Eine mintfarbene Bluse und ein gestreifter Bananenrock haben mich mit ihren leichten Stoffen kurzeitig in den Sommer versetzt. Ein sehr schönes Outfit, was ich nicht nur im Griechenland-Urlaub tragen würde!

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Designer Frank Link im Interview

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2 Kommentare zu „Über den Designer Frank Link, Mod’el und seine Arbeit im Verein – ein Interview“

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