Themenwoche Berlin Fashion Week – Nachgefragt: Mehr Exklusivität der Fashion Weeks durch weniger Blogger?

Die Front Row der 6. Berlin´s Night of Fashion

Anfang Dezember vergangenen Jahres, was also nur knapp sechs Wochen her ist, sorgte folgende Meldung unter Bloggern für Aufregung: Catherine Benett, Vizepräsidentin von IMG*, beklagte in einem Interview mit dem Wall Street Journal, dass sie den Blogger-Anteil während der Modenschauen der kommenden New Yorker Modewoche reduzieren wolle.

Catherine Benett vertritt die Meinung, “Fashion Week was becoming a zoo” und das Geschehen vor der „Tür“ mit den ganzen Streetstyle-Fotografen würde den eigentlichen Grund, warum es eine Fashion Week überhaupt gäbe, unter den Tisch fallen lassen. Sie kündigte an, die New Yorker Modewoche exklusiver machen zu wollen, die Richtlinien für die Presseausweise strenger zu machen und die Gästeliste zu reduzieren. Das bedeutet, es würden nur noch Leute eingeladen, die für die Designer wirklich wichtig wären. Einige Modeblogger wären davon betroffen und würden nicht mehr zu diversen Shows eingeladen werden.

Was bedeutet dieses Statement aber für die Zukunft? Ist die kommende New Yorker Fashion Week im Februar erst der Anfang? Werden zu den nachfolgenden Fashion Weeks in Paris, Mailand oder London vielleicht bald nur noch eine handvoll auserwählte Blogger eingeladen?

Wie fühlen wir Blogger uns bei solch einer Aussage, schließlich landen bei uns im Briefkasten auch einige Einladungen zu diversen Fashion-Shows?

Aus diesem Grund habe ich einige Bloggerkollegen nach ihrer Meinung zu diesem Thema gefragt: „Glaubst du, dass Fashion Weeks durch weniger Blogger exklusiver werden?“

Sue von truly madly deeply sagt dazu:
„Ich finde den Ansatz sehr gut, Einladungen nach dem Prinzip „Klasse statt Masse“ zu vergeben. Man sollte viel stärker darauf achten, qualitativ gute Blogs einzuladen, dann würde meiner Meinung nach auch der Hype um die ausgefallensten Streetstyles weniger werden. Bitte nicht falsch verstehen: ich liebe Outfit-Inspiration, aber manches ist einfach nur albern.
Ich habe schon oft mitbekommen, dass Blogger nur fotografiert werden wollten, sich die Shows aber gar nicht oder nur lustlos angesehen und am Ende auch nichts dazu gebloggt haben, obwohl die Show toll war. Der Sinn eines Bloggers auf einer Modenschau ist doch, später für die Leser (die ja nicht dabei sein können!) darüber zu berichten, und nicht nur, in möglichst vielen Streetstyle-Blogs aufzutauchen.
Mit qualitativ guten Blogs meine ich auch nicht nur die „Großen“ der Szene, sondern diejenigen, die z.B. nur zu ihren Lieblings-Shows gehen, dafür aber richtig ausführlich und fundiert darüber berichten. Solche Posts lese ich sehr gerne, weil man daran sehen kann, ob jemand mit Herz dabei ist oder nur, um bei dem von Catherine Benett angesprochenen Zoo dabeizusein.“

Maren von Fashion-Meets-Art sagt dazu:
„Leider bin auch ich der Meinung, dass man den Fashion Shows mehr Exklusivität verleihen sollte. Ich war zwar erst drei mal auf der Fashion Week, auch im Ausland, aber mir ist auch aufgefallen, dass das Publikum immer jünger wird. Viele Mädels haben Blogs, jeder dritte hat mittlerweile einen, deshalb finde ich, dass man nur denen Zutritt zu Shows gewähren sollte, die etwas von der Modewelt verstehen bzw. durch ihre Leser Einfluss auf die Fashion Industry haben und zuverlässig sind. Schwierig wird es aber, dies zu separieren: Wo fängt ein einflussreicher, guter Blogger an und wo hört er auf?! Wo zieht man die Grenze?
Leider ist es kein Geheimnis, dass viele Designer auch Probleme haben ihre Shows mit Publikum zu füllen, somit werden gerne Blogger eingeladen. Es gibt so viele Bereiche in der Modewelt, es sollten nicht nur Blogger eingeladen werden und wenn Blogger, dann diese, die auch wegen der Show, wegen eines bestimmten Labels in der Show sitzen. Man sollte als Blogger eines bedenken: Einladungen bekommt man ab einer gewissen Zeit sowieso zugeschickt, man sollte aber auch lernen ’nein‘ zu sagen und nur in die Shows besuchen, mit deren Label man sich auf irgendeine Art und Weise identifizieren kann. Weniger ist mehr! Die Blogger sowie auch die Veranstalter sollten darauf achten, dass man auch im Anschluss (es muss ja nicht sofort sein) auch über die Shows berichtet. Oft sieht man Blogger, die auf fast allen Shows sind und nichts über die Show schreiben, geschweige denn Bilder zeigen… Das finde ich schade! Gerade für Jungdesigner ist es sehr wichtig in den Medien erwähnt zu werden und eigentlich sollte es als Blogger eine Grundvoraussetzung sein, über eine besuchte Fashion Show zu berichten – man verdankt es schließlich seinen Lesern, dass man überhaupt eingeladen wird.“

Franziska von Loreleys sagt dazu:
„Ja, das kann ich gut verstehen! Ich habe gelesen, dass diese Veränderung von Designern, Medien und wichtigen Käufern angeregt wurde und sind wir doch mal ehrlich, sie haben recht. Die Modewelt lebt von ihrer Inzenierung! Das unerreichbar „Schöne“, das alle haben wollen aber nur wenige (exklusive!) Leute zu Gesicht bekommen.
Durch die „Demokratisierung“ der Mode hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Kein Mensch braucht Selfies aus der Front-Row (wir schauen alle in deine Richtung BrynBoy!) die kann man auch zuhause knipse, wir geiern alle auf die Mode, spannende Berichte und neue Inspirationen.
Die guten Blogger, werden auch im nächsten Jahr eingeladen, die schlechten werden „aussortiert“. Das ist meiner Meinung nach, Aufgabe der PR-Agenturen.
Fassen wir uns doch alle mal an die eigene Nase, liefern qualitativ hochwertige „Arbeit“ ab, dann werden wir weiterhin eingeladen und auch ernstgenommen!
(Allerdings kann man die Fashion Week Paris und die Show von Chanel oder die NYFW nicht mit der Berliner Fashion Week vergleichen!!! In Berlin nimmt niemand dem C-Promi den Platz weg).“

Nastasia vom Lady Blog sagt dazu:
Ja, die Fashion Weeks werden ohne die Blogger in jedem Fall exklusiver. Denn der Begriff „exklusiv“ bedeutet ja gerade, dass nur einem erlesenen, kleinen Kreis an Personen der Zugang zu einer Veranstaltung gewährt wird. Je weniger Teilnehmer – egal ob Blogger oder Fachpresse- , je höher die Zugangskriterien, desto exklusiver das Event. Nichtsdestotrotz, IMG sowie die Designer müssen sich vielmehr die Frage stellen, welchen Sinn eine Fashion Week haben soll. Soll sie in erster Linie der Werbung und/oder dem Verkauf dienen? Diese Frage wird in jedem Land unterschiedlich beantwortet. In Wien, Österreich, beispielsweise sind alle Shows im Fashionzelt nicht nur der Presse und den Fachbesuchern, sondern auch den potentiellen Endkunden zugänglich. Diese können im Anschluss zur Show die Designer treffen und die Looks des Runways vor Ort kaufen. In Berlin hingegen spielt die Werbung eine bedeutende Rolle. Daher werden Prominente zu den Modeschauen eingeladen, um so wiederum die Presse verstärkt anzulocken. Einzelne Labels übertragen die Shows auch schon via Internet, damit auch der potentielle Endkunde einen Blick auf die neusten Looks werfen kann. Gilt die Fashion Week aber primär der Werbung, so sind Blogs eine hervorragende Plattform dafür. Anders als die Fachpresse sind Blogger nämlich nicht an eine distanzierte Objektivität gehalten. Sie können und dürfen vielmehr emotional und daher stark subjektiv die Erlebnisse am Catwalk wiedergeben. Sie stehen dabei insbesondere jüngeren Leuten näher als es die Fachpresse tut. Dabei weisen manche Blogs auch schon erhebliche Leserzahlen auf. Ich denke daher nicht, dass IMG in Zukunft auf Blogger verzichten kann und alle von den Shows ausschließen wird. Es wird vielmehr ein gesunder Mix aus qualifizierten, erfolgreichen Bloggern und Fachpresse nötig sein, um die Designs der Fashion Week weiterhin einem breiten Publikum zu präsentieren.

Ich persönlich kann die Aussage von Catherine Benett verstehen, ist es doch wirklich so, dass vor dem Fashion Week-Zelt ein regelrechtes Schaulaufen von Personen stattfindet, die nur Eins wollen: Fotografiert zu werden, um in einem Streetstyle-Best-Of zu erscheinen. Ob es sich dabei aber auch um Blogger handelt, sei mal dahingestellt. Ich freue mich über Einladungen zu Runwayshows, weil mich die gezeigte Mode interessiert. Ich gehe dorthin, um über das Gesehene zu schreiben und nicht, um nur die Goodie-Bags zu fotografieren und abzustauben. Ich kann es den Designern, Labels und Veranstaltern aber dennoch nicht übel nehmen, wenn sie in Zukunft ohne/so viele oder nur mit auserwählten Bloggern auskommen wollen. Ich finde es vollkommen okay, wenn zu den Shows nur „wichtige“ Personen eingeladen werden, schließlich muss die gezeigte Mode ja auch verkauft werden. Ich glaube schon, dass wenn man Bloggern den Zutritt für solche Veranstaltungen verwehrt, das Image und die Exklusivität dadurch erhöhen kann. Natürlich wäre ich auch persönlich ein wenig traurig darüber, denn dann würde ich ja vielleicht auch keine Einladungen mehr erhalten – aber damit könnte ich mich abfinden.

Liebe GlamourSister-Leser, was sagt ihr zu diesem Thema? Interessieren euch die Berichterstattungen der Blogger aus dem Fashion-Zelt und über die neuen Kollektionen? Oder interessieren euch die Streetstyle-Looks der Fashion-Week-Besucher mehr? Oder lest ihr beides gerne? Ich bin sehr gespannt auf eure Meinung.

An dieser Stelle bedanke ich mich auch noch einmal ganz herzlich für die Statements meiner Bloggerkolleginnen. Ich freue mich sehr, dass ihr bereit ward eure Meinung hier auf meinem Blog mit meinen Lesern und mir zu teilen.

*IMG ist für alle lizenzierten Fashion Weeks mit dem Mercedesstern und sonstigen “Fashion Days” verantwortlich.


4 Kommentare zu „Themenwoche Berlin Fashion Week – Nachgefragt: Mehr Exklusivität der Fashion Weeks durch weniger Blogger?“

  1. Ich finde das Verhalten im Zelt jetzt schon recht elitär und empfinde es als schwierig, Karten zu bekommen. Wenn ich es dann aber geschafft habe, stelle ich fest, dass bei den weniger bekannten Designern häufig doch noch Plätze frei sind. Die meisten Modeblogger sind mit Herzblut und Leidenschaft bei der Sache und investieren sehr viel Geld in Designerkleidung. Natürlich wollen sie dabei sein und ihren Street Style zeigen. Ich finde das sehr inspirierend. Das Treiben, die Promis, die Goodie Bags – das gehört für mich alles dazu. Ich fände es schade, wenn es noch weiter reglementiert würde. Blogger-Frischlinge hätten dann kaum noch eine Chance, obwohl gerade sie manchmal sehr interessante Ansichten und Beiträge einbringen.

  2. Ich bin da geteilter Meinung, was bedeutet exklusiv? Das nur Promis und Blogger, die einem Netzwerk angehören und somit viele Fans haben, weil Geld reingepumpt wird, zugelassen werden? Meiner Meinung wird es schwer für die Entscheider zu unterscheiden, ob es sich um einen vielleicht nicht ganz so bekannten Blog, die qualitativ sehr hochwertige Texte schreibt und eine ehrliche und fundierte Meinung zum jeweiligen Label kundtut oder ob es sich um einen Blog handelt, dessen Inhaber/in sich nur selbst darstellen will. Wie soll ein Blog, der gut und ehrlich ist, so jemals an ein Ticket für eine Show kommen?

  3. Ich finde es gut, dass ihr alle so ehrlich seid! Genau das denke ich auch: Solange nicht jeder x-beliebige und vor allem unprofessionelle Blogger eingeladen wird, kommt am Ende auch ein guter Artikel raus, der dem Leser einen Nutzen bietet und sich für die Show/den Designer rentiert. Es ist schön zu lesen, dass ihr auch so denkt. Jetzt müssen „nur“ noch die weniger guten Blogger von den guten aussortiert werden…

  4. Ich persönlich mag sowohl die Streetstyles (solange sie nicht zu abgedreht sind) als auch die Berichte von den Shows. Nächste Woche sehe ich in Berlin meine erste Fashion Show und bin auch angesichts dieser Debatte schon sehr gespannt…

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