Ein Spaziergang durch Varosha

Varosha, ein Stadtteil der zypriotischen Stadt Famagusta, ist ein einzigartiger und zugleich beklemmender Ort. Einst ein blühendes Touristenzentrum, das in den 1970er-Jahren als das „Saint-Tropez Zyperns“ galt, wurde die Stadt 1974 während des Zypernkonflikts verlassen und blieb seitdem eine Geisterstadt. Im Jahr 2020 öffneten die türkischen Behörden Teile von Varosha für Besucher, was sowohl Neugier als auch kontroverse Diskussionen auslöste. Mein Besuch in Varosha war eine eindrucksvolle Reise in die Vergangenheit.

Der Weg nach Varosha führte durch die Stadt Famagusta, die nach wie vor unter der Kontrolle der Türkischen Republik Nordzypern steht – einem international nicht anerkannten Staat. Bereits an den Kontrollpunkten wurde die besondere Situation der geteilten Insel spürbar. Die Fahrt in die Nähe von Varosha vermittelte ein gespenstisches Gefühl: verlassene Gebäude, durchlöcherte Straßenschilder und eine fast unheimliche Stille prägten die Szenerie. Nach dem Passieren eines Checkpoints erreichten wir den freigegebenen Teil der Geisterstadt.

Eindruck der Geisterstadt
Beim Betreten von Varosha fühlte ich mich in eine andere Zeit versetzt. Die Straßen waren gesäumt von Ruinen einst prächtiger Hotels, Restaurants und Geschäfte. Viele Gebäude wirken, als seien sie in Eile zurückgelassen worden. Fenster sind zerbrochen, Möbel verrotten inmitten von Schutt, und die Natur holt sich langsam ihr Terrain zurück. Überall wuchern Pflanzen durch die Betonrisse, und die Geräusche der Natur haben den einstigen Lärm der Touristen ersetzt.

Es war schwer, sich vorzustellen, dass diese leeren Straßen einst voller Leben waren. Besonders ergreifend war der Anblick eines ehemaligen Luxushotels, dessen verblasste Schriftzüge und zurückgelassene Strandliegen von vergangenem Glanz zeugen. Der Strand von Varosha – einst ein berühmtes Urlaubsziel – ist heute ebenfalls ein Symbol des Verfalls. Er darf begrenzt betreten werden, und die einstige Idylle ist einer melancholischen Atmosphäre gewichen, welche sehr beeindruckend war.

Fazit
Ein Besuch in Varosha hinterlässt bleibende Eindrücke. Die Geisterstadt ist ein eindrucksvolles Mahnmal, das die Folgen von Konflikten und die Fragilität des Friedens aufzeigt. Sie erinnert daran, wie schnell eine blühende Gemeinschaft zerstört werden kann, und verdeutlicht die anhaltende Tragödie der Teilung Zyperns. Für Besucher ist Varosha sowohl faszinierend als auch beklemmend – ein Ort, der Fragen aufwirft und zum Nachdenken anregt. Mein Besuch war eine tolle Erfahrung, die mich sowohl historisch als auch emotional berührt hat.
PS: Hier gibt es noch mehr Infos für einen Besuch in Varosha.

1 Kommentar zu „Ein Spaziergang durch Varosha“

  1. Hallo Marie!
    Ich hätte wahrlich nicht erwartet, daß gegenwärtig die Existenz einer solch umfangreichen „modernen Geisterstadt“ innerhalb der EU möglich ist (abgesehen von einigen verlassenen militärischen Siedlungen und Anlagen). Nun, man sinniert ja nicht täglich in diese Richtung – da braucht es schon mal einen kleinen Denkanstoß. Vielen Dank an dich, für diese interessante Reportage und die schönen Bilder.
    Ganz liebe Grüße!

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